KAPELLE MARIÄ HEIMSUCHUNG UND KLEINE SAKRALBAUTEN  

Knapp dreihundert Jahre schmückte die Kapelle Mariä Heimsuchung den Marienberg (Mariánská hora). Die Bewohner der Stadt Ústí nad Labem (Aussig) hatten sie 1680 als Ausdruck ihrer Verehrung und ihres Dankes gegenüber der Jungfrau Maria für den Schutz vor der Pestepidemie errichtet. Die Bezeichnung Marienberg (Marienfelsen) geht auf diesen Bau zurück. Die Kapelle war nicht groß. Es handelte sich um ein einschiffiges Objekt mit halbrundem Altarraum und einem kleinen Zwiebelturm. Über dem barocken Eingang befand sich eine Nische mit einer Marienstatue.

Zur Zeit der Josephinischen Kirchenreform blieb die Kapelle geschlossen, verfiel und man dachte über deren Abriss nach. Glücklicherweise wurde sie vom Aussiger Bürger Josef Plattlich gekauft, der sich lange um die erneute Öffnung der Kapelle bemühte. An der Nutzung der Kapelle bestand kein Interesse. Erst zwei Jahre nach der unweiten Schlacht bei Chlumec (Kulm) gab Kaiser Franz I. seine Zustimmung zur Durchführung von Gottesdiensten. So erweiterte sich der Zuständigkeitsbereich der Kapelle und sie diente nicht nur als Beschützerin vor der Pest, sondern auch als Erinnerung an den feierlichen Sieg über die Franzosen. Darum wurden an der Vorderfront die beiden entsprechenden Jahreszahlen ergänzt: 1680 und 1813.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Aussiedlung des Großteils der deutschen Bewohner verfiel die Kapelle. Schuld daran waren nicht nur die natürlichen Witterungsbedingungen, sondern auch Randalierer aus der nächsten Umgebung, welche die Innenausstattung systematisch zerstörten und als Brennmaterial verwendeten. Noch Ende der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurde über eine Rettung nachgedacht. Auch ein Umbau zum Klubraum für den Sozialistischen Jugendverband stand zur Debatte. Aufgrund der möglicherweise sehr hohen Kosten kam es jedoch nicht dazu. Auf Initiative des Städtischen Nationalausschusses Ústí nad Labem, dem die Kapelle gehörte, wurde 1976 der Denkmalschutz für das Objekt aufgehoben. Im gleichen Jahr, 296 Jahre nach der Pestepidemie in Ústí, wurde sie Kapelle gesprengt.

Bis heute denkt man über einen möglichen Wiederaufbau nach – entsprechend des ursprünglichen Aussehens oder nach einem modernen architektonischen Entwurf.

Einsiedelei

Irgendwann um das Jahr 1740 entstand hinter der Kapelle eine Klause. In dieser hauste ein Mann namens Johann Schubert, der zu einer gewissen Zeit die Glocke der Kapelle läutete. In der Stadt sammelte er wohltätige Beiträge von einzelnen Bewohnern für seinen Lebensunterhalt, doch auch der Stadtrat leistete ihm materielle Unterstützung. So steuerte er zum Beispiel zu seiner Bekleidung bei. Die Klause existierte jedoch nur bis Anfang der siebziger Jahre des 18. Jahrhunderts.

Weitere Sakralbauten

Direkt vor der Kapelle Mariä Heimsuchung stand ein einige Meter hohes Holzkreuz. Unweit von der Kapelle befand sich auf einem Sockel eine Statue der Jungfrau Maria mit dem kleinen Jesus, an welcher die jährlichen Prozessionen Halt machten. Auf dem Weg nach oben kamen die Pilger auch an einer Statue des kreuztragenden Christi vorbei.

Die Kapelle Mariä Heimsuchung auf dem Gipfel des Marienberges um 1910.

Die Kapelle war mit einfachen Bänken bestückt, den Altar ergänzten Statuen der Pestheiligen und ein Bild der Mariä Heimsuchung.

Prozession zur Kapelle Mariä Heimsuchung, Ende zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts.

Über dem Eingangsportal der Kapelle befand sich eine Nische mit der Statue der Jungfrau Maria. An den Seiten sind die Jahreszahlen 1680 und 1813 zu sehen.

Statue der Jungfrau Maria mit dem Jesuskind, die unweit der Kapelle stand.