Der Marienberg (Mariánská hora) ist die Dominante des östlichen Teils des Zentrums der Bezirkshauptstadt Ústí nad Labem (Aussig). Er entstand durch vulkanische Aktivität im Tertiär, also vor rund 20 Millionen Jahren, und bildet eine geologische Einheit mit dem Kamenný vrch (Steinberg). Später wurde das Gebiet jedoch von der Elbe durchtrennt. Der Gipfel des Marienbergs erhebt sich am linken Elbufer auf eine Höhe von 265 m. Er besteht aus Klingstein. Die fachliche Bezeichnung lautet Sodalith-Natrolith-Phonolith, patriotisch auch Marienbergit genannt.
Der Marienberg war in der Vergangenheit ein gefragter Ort für Mineralogen. Zu den bedeutendsten Funden gehören weiße, rosa und rote Krusten und Nathrolith-Aggregate. Weiterhin sind hier die Minerale Aragonit, gelblicher Thomsonit, weißer Analcim und farbloser Hyalit zu finden. Aufmerksamkeit verdienen auch die neuerlichen Funde des Edelopals oder das mikroskopische Mineral aus der Granatgruppe, genannt Hibschit.
Auch der Dichter und Naturwissenschaftler Johann Wolfgang von Goethe besuchte die Gegend in den Jahren 1812 bis 1813. Damals begleitete ihn der ortsansässige Arzt und Amateurpublizist der Geographie Johann Anton Stolz als Touristenführer. Den Höhepunkt der mineralogischen Forschung bildeten die dreißiger und vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Zu diesem Zeitpunkt war bereits ein bedeutender Teil des Marienbergs abgebaut. Im Stadtmuseum Ústí nad Labem befinden sich über siebenhundert Mineral- und Gesteinsproben. Mineralogische Exponate vom Marienberg befinden sich in allen bedeutenden europäischen Museen. Ein Teil der Sammlung des bereits erwähnten Johann Anton Stolz ging sogar bis nach Japan.
Steinbruch
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird hier systematisch abgebaut. Das Gestein wurde sowohl am Marienberg am linken Elbufer, als auch am rechten Elbufer an der Nordseite des Steinbergs abgebaut.
Die Steine aus dem erstgenannten Steinbruch wurden vor allem beim Bau der Stadt Ústí nad Labem eingesetzt. Der aus dem zweiten, heute nicht mehr fungierenden Steinbruch gewonnene Rohstoff wurde hauptsächlich zur Regulation und Befestigung der Elbufer verwendet. Der Steinbruch am Marienberg ist bis heute in Betrieb. Das Material wird primär für den Bau an Zugstrecken, vor allem als Schotterbett, verwendet. Einen Steinbruch inmitten einer verhältnismäßig großen Stadt gibt es nirgendwo anders in Mitteleuropa.
ARCHÄOLOGIE
Die ältesten menschlichen Siedlungen befanden sich meist in der Nähe von Gewässern. Die Flussaue unterhalb des Marienbergs verschwand allerdings leider zur Zeit des Aufschwungs der Industrie und des damit verbundenen Baus von Siedlungen und Wegen ohne jegliche archäologischen Grabungen. Es handelt sich dabei vor allem um die Stelle, über die heute Straße und Zugstrecke verlaufen. Aufmerksamkeit verdienen jedoch einige archäologische Funde, die das Leben in der mittelalterlichen Töpfervorstadt in Ústí nad Labem dokumentieren.
Im Museum befindet sich eine Menge mittelalterlicher Keramik und Kacheln, die bei Bauarbeiten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gefunden wurden. Rettungsgrabungen in Předmostí enthüllten zudem die frühmittelalterliche Besiedlung dieses Ortes. Aus archäologischer Sicht waren die Grabungen nach der slawischen Siedlung unterhalb des östlichen Hanges des Marienbergs, die 1978 durchgeführt wurden, von grundlegender Bedeutung. Insgesamt dreiundzwanzig frühmittelalterliche Objekte brachten eine große Menge an Keramikscherben, Arbeitswerkzeugen, Schmuck und Münzen hervor.
In den oberen Lagen des Marienbergs konnte keine Siedlung ausgemacht werden. Der Gipfel diente eher als Schutz, gegebenenfalls als Aussichtspunkt. Zu erwähnen ist, dass 1973 ganz in der Nähe, im Bereich des heutigen Steinbruches, einige Scherben aus dem 17. Jahrhundert gefunden wurden. In der Gegenwart gab es auf dem Marienberg einen zufälligen Fund eines Bronzeanhängers, der vermutlich Bestandteil einer aus dem Mittelalter stammenden Gürteltasche war.
Panoramafotografie des Marienbergs und der Marienbrücke.
Geologenhammer und Klingstein mit rosafarbenem Natrolith.
Phonolith-Steinbruch am Marienberg von Krásné Březno (Schönpriesen) aus im Jahre 2020.
Hafenstraße von Krásné Březno nach Ústí nad Labem um 1910.
Blick von der Větruše (Ferdinandshöhe) auf den Marienberg um 1900.