AUSFLÜGE UND EXPEDITIONEN  

Der Marienberg war für die Bewohner der Stadt Ústí nad Labem (Aussig) von wirtschaftlicher und religiöser Bedeutung, diente aber auch zur Erholung. Seit jeher ist er Ausflugsziel für den Einzelnen, aber auch für ganze Expeditionen. Mit Recht bewunderten die Bewohner der Stadt Ústí nad Labem sowie der umliegenden Gemeinden die beeindruckende Aussicht vom Gipfel aus. Der Historiker und Pädagoge Julius Ernst Födisch bemühte sich 1873 den Berg möglichen Besuchern der Stadt näherzubringen. Er charakterisierte ihn als markante Landschaftsdominante, die zum Teil landwirtschaftlich genutzt wird und zum anderen Teil mit Gebüsch bewachsen ist. Er lobte die „reizende Gipfelaussicht“ auf die Umgebung und „den interessanten Blick auf die Stadt Ústí aus der Vogelperspektive“. Er erwähnte auch die bis heute fungierenden Steinbrüche, die Überreste der Weingärten mit dem berühmten Podskaler Wein und die Kapelle.

Mit der Kapelle sind zwei von der Öffentlichkeit gut besuchte kirchliche Prozessionen verbunden. Die erste begab sich nach 1680 regelmäßig am zweiten Tag im Juli, also am Tag der Mariä Heimsuchung zur Kapelle (als Dank für den Schutz vor der Pest). Nach der Sanierung der Kapelle im Jahre 1815 fanden zudem Prozessionen am vorletzten Augusttag statt (zur Erinnerung an den Sieg über die Franzosen in der Schlacht bei Chlumec/Kulm).

Auch Künstler begaben sich auf den Marienberg – vor allem Maler oder Fotografen. Es blieben hunderte Bilder und Fotografien erhalten. Nicht zu vergessen sind die Expeditionen, auf die sich Mineralogen aus der ganzen Welt begaben. Meist wurden vom Marienberg die Folgen von Natur- oder anthropogenen Katastrophen beobachtet. Zuallererst handelte es sich um viele Hochwasser. Zudem gab es auch viele Brände und im Frühling 1945 auch die Folgen der Bombardierung zu betrachten. Viele Menschen verfolgten während des Realsozialismus die Sprengungen der ursprünglichen Bebauung im Zentrum oder im Stadtteil Střekov (Schreckenstein) von hieraus mit.

Unter anderem wird Touristen im Jahre 1907 ein Ausflug auf den Marienberg empfohlen. Vom Marktplatz bis auf den Gipfel sollte das rund 25 Minuten dauern. Die anspruchsvollere Variante führte vom Marktplatz über den Bertagrund bis zum Aussichtsturm und dann über Dobětice (Doppitz) auf den Marienberg. Eine Streckenempfehlung von 1912 verläuft von der Mariengasse auf den Marienberg, von dort in Richtung Dobětice und auf dem roten Wanderweg über das Waldgrundstück Tillemann (heute Straße V Háji) zurück. Gegebenenfalls bestand die Möglichkeit bis nach Dobětice und von dort über den „Panoramaweg“ nach Mlýniště und Tři kříže (Drei Kreuze) nach Neštěmice (Nestomitz) zu laufen.

Sagen und Legenden

Von jeher locken verschiedene geheimnisvolle Sagen Besucher auf den Marienberg. Stark verbreitet war im 19. Jahrhundert eine Geschichte über Schätze, die hier vergraben liegen. Berühmt waren auch die Zwerge, die im Marienberg, dem gegenüberliegenden Krammel oder in den Stollen vom Silberbergwerk am Ziebernik-Bach im Bertagrund versteckt sein sollten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde wiederum behauptet, dass sich im Berg vielleicht ein von den Nationalsozialisten eingerichtetes riesiges Krankenhaus für die gesamte Stadt befindet.

Vogel-Eldorado

Heinrich Lumpe kaufte 1908 ein sechs Hektar großes Grundstück am in Richtung Krásné Březno (Schönpriesen) zeigenden Hang. Wo sich früher eine Ziegelei befunden hatte, legte er ein privates Vogelreservat an. Das gesamte Areal errichtete er im Geiste der damaligen modernen Gartenarchitektur. Dazu gehörten zum Beispiel eine Märchenhöhle oder eine Zwergenburg. Bemerkenswert ist, dass das Reservat zwischen den beiden Weltkriegen von der Aussiger Öffentlichkeit vor der industriellen Bebauung bewahrt werden musste. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde aus dem Vogelreservat ein Tiergarten und heute der Zoo Ústí nad Labem.

Sonntagsausflüge auf die Berge in der Umgebung der Stadt Ústí nad Labem waren sehr beliebt (um 1910).

Wanderwege in der Umgebung von Ústí nad Labem im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts.

Beliebte Aussicht auf die Stadt und den Fluss von der Westseite des Marienbergs um 1900.

Auf den Kaskaden des damaligen Steinbruchs in Richtung Stadt gab es mehrere Sportplätze und etwas höher gelegen befindet sich bis heute ein Schießplatz.